Matteo Garrones neuester Film, „Dogman“, erscheint am 19.10. in den österreichischen Kinos. Das tragische Drama mit Marcello Fonte in der Hauptrolle feierte in Cannes 2018 seine Premiere, und lief dort, sowie in Venedig, auch im Hauptwettbewerb. Garrones Werk verstört, fordert den Zuseher, bietet aber auch einige Angriffsflächen, denn dem Vergleich mit Garrones Erfolgsfilm „Gomorrah“ (2008) oder auch dem zuletzt veröffentlichen „Tale of Tales“ (2015) kann „Dogman“ nicht standhalten.

Irgendwo im süditalienischen Nirgendwo lebt der Hundefrisör Marcello (Fonte), der sich mit seinem kleinen Unternehmen sein Auskommen sichert. Von seiner Frau ist er getrennt, die gemeinsame Tochter ist ab und an zu Besuch, in der lokalen Community ist er gut integriert. Das Leben ist einfach und trist, doch es herrscht Ruhe und Frieden – bis der ehemalige Boxer und Mafioso Simoncino aus dem Gefängnis entlassen wird, und in den Ort zurückkehrt, um für Unruhe zu sorgen. Zuerst bettelt er Marcello wiederholt um Kokain an, dann nimmt er ihn zu einer nächtlichen Raubtour mit, um ihn schließlich zu seinem Komplizen bei einem Einbruch in einem lokalen Juwelierladen zu machen. Marcello macht alles mit, macht gute Miene zum bösen Spiel, bis er festgenommen wird, und im Gefängnis für Simoncino Taten büßen muss – und Rache schwört…

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Marcello Fonte in „Dogman“. Ab 19.10. im Kino.

Zweierlei fällt bei „Dogman“ sofort ins Auge: Zum einen die nahezu unerträgliche Tristesse der porträtierten Landschaften, die verfallenden und zerfallenden Städte und Sitten, die latente Hoffnungslosigkeit, die den ganzen Film, und vor Allem das dargestellte Milieu, kennzeichnet.

Zum anderen – und das ist doch etwas überraschend – die regelrechte Dummheit der Hauptcharaktere, auch des „gutmütigen Marcello“, der im Laufe der Handlung nichts dazulernt, weder „Läuterung“ erfährt, noch sich weiterentwickelt, und der am Ende selbst für seine Misere verantwortlich ist. Für den Zuseher problematisch ist das insofern, als es einem Garrone dadurch äußerst schwer macht, sich mit der Hauptfigur zu identifizieren, ja, sogar nur so etwas wie Sympathie für sie zu empfinden. Nicht jeder Film braucht einen „Helden“, doch Marcello taugt nichtmal zum Anti-Helden amerikanischer Prägung, und ein Film ohne einzigen, auch nur ansatzweise liebenswerten Charakter ist auf Dauer schwer erträglich – nochmehr, wenn auch die Mise en Scène derart trist daherkommt.

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Das fällt vor allem dann auf, wenn man „Dogman“ mit Garrones letztem Film „Tale of Tales“ („Das Märchen der Märchen“) vergleicht, der stilistisch um einiges elaborierter war, und vor allem auch „schönere“ Bilder bot.

Ob der oben geschilderten Punkte ist am Ende nicht ganz klar, was der Regisseur mit dem Film erreichen möchte: Soll „Dogman“ ein Beispiel für „filmischen Realismus“ sein, ein schonungsloses Porträt der traurigen italienischen Gegenwart abseits der Großstädte, abseits des „Dolce Vita“? Und ist die Lage tatsächlich so schlimm, dass es unangebracht wäre, seinen Protagonisten Entwicklungspotential zuzugestehen? Man kann nur mutmaßen.

Fazit:

Trotz allem ist „Dogman“ kein schlechter Film, da inszenatorisch und technisch nichts zu bemängeln ist, und die Schauspielleistungen auch positiv hervorzuheben sind; als passendes Attribut ließe sich wohl „durchwachsen“ finden. Wer großes italienisches Kino der Gegenwart sehen möchte, der sollte dennoch Filme wie „La Grande Belleza“ von Paolo Sorrentino oder eben „Tale of Tales“ von Matteo Garrone bevorzugen.

Wertung:

7 von 10 Punkten

von Christian Klosz

 

Bilder: c. Alamode Film